Flugtaxis in Europa nicht vor 2025

Österreich soll Drohnen-Mekka werden: Unternehmen, Wissenschaft und Politik wollen Kräfte und Ressourcen bündeln, um zum Innovationsleader in Sachen Drohnen aufzusteigen.

Foto: Das autonom gesteuerte Flugtaxi könnte Harald Mahrer beim Pendeln zwischen seinen zahlreichen beruflichen Verpflichtungen helfen. In Österreich muss er sich dafür wohl noch ein paar Jahre gedulden. Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wird Österreich künftig zu einem der Weltmarktführer in Sachen unbemannter Flugobjekte aufsteigen? Israel, China, die USA und zahlreiche andere Staaten hätten da wohl eine andere Auffassung. Dennoch ist nicht abzustreiten, dass österreichische Unternehmen sehr wohl zumindest einen Fuß in der Tür haben. Immer wieder kommen Teile oder ganze Drohnen aus Österreich in aller Welt zum Einsatz.

Diese Tür will man jedenfalls im Rahmen einer großangelegten Kooperation und Initiative nun noch weiter aufstoßen. Das nicht gerade bescheidene Ziel der Partnerschaft zwischen Wirtschaftskammer Österreich und Airlabs Austria ist es, weltweiter Innovationsführer im Drohnenbereich zu werden.

Flugtaxi und Co

Unter dem Motto „Neues ermöglichen“ sollen vor allem Drohnen für die verschiedensten Einsatzbereiche getestet werden. Diese – so war man bei der Pressekonferenz zu betonen bemüht – fänden sich in Zukunft vor allem auch im zivilen Bereich. Abseits von Fotografie und der Auslieferung von Paketen werden Drohnen in den kommenden Jahren hierzulande aber noch vor allem in der Katastrophenhilfe, beim Ausfindigmachen von Glutnestern, der Vermisstensuche oder dem Absprengen von Lawinen zum Einsatz kommen – wenngleich freilich auch das Flugtaxi des österreichischen Unternehmens FACC seinen Auftritt hatte.

In China sei „eine niedrige dreistellige Zahl“ an Flugtaxis bereits im Regelbetrieb, betonte CEO Robert Machtlinger. Bis die 300.000 Euro teuren Fluggeräte in Europa zugelassen werden, werde es aber wohl noch mindestens bis 2025 dauern, so Machtlinger. Zumindest wird EU-weit jedoch an einem gemeinsamen Rechtsrahmen gearbeitet – etwas, das sich im zentralistisch geführten China freilich leichter umsetzen lässt.

Oberste Priorität hat natürlich die Sicherheit. Firmenintern will man die Kosten des Geräts weiter senken, bis es sich eines Tages dem Preis eines besseren Sportwagens annähert. Für den Einzelnen wird es dennoch eher uninteressant bleiben – der Fokus liegt deshalb auch auf Sharing-Unternehmen wie Uber, die Individualtransporte für Einzelne anbieten. Abnehmer kommen bisher jedenfalls hauptsächlich aus dem oberen Preissegment.

Schwerer und mehr Reichweite

Airlabs Austria wurde im Jänner dieses Jahres von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Gesellschaftern ins Leben gerufen. Mit dabei sind unter anderem die oberösterreichische FACC, das Austrian Institute of Technology (AIT), die FH Joanneum sowie Frequentis. Gefördert wird das Unternehmen mit zwei Millionen Euro vom Innovationsministerium.

Mit Schiebel ist auch der Hersteller des Camcopters S-100 an Bord. Der unbemannte Minihelikopter gilt als weltweiter Verkaufsschlager und hat bereits zehntausende Flugstunden hinter sich.

Für Kritik sorgten im vergangenen Jahr Berichte, wonach der Camcopter trotz EU-Embargos auch beim Militär Myanmars auftauchte, dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit den Rohingya zur Last gelegt werden. Firmen-CEO Hannes Hecher beteuerte jedoch abermals die korrekte Vergabe und die sorgfältige Prüfung der Exportlizenz durch das Wirtschaftsministerium. Man wolle auch in Zukunft sorgfältig darauf achten, dass die Geräte nicht in falsche Hände geraten.

Foto Schiebel: Der Schiebel-Camcopter ist vor allem deshalb beliebt, weil er keine Start- und Landebahn benötigt und lange an derselben Stelle verharren kann. Foto: Sommavilla

Grundsätzlich sei der variabel einsetzbare Camcopter auch für Österreich startbereit. Hier stehe dem aber noch der Gesetzgeber im Weg. „Aktuell ist es noch sehr schwierig, eine Drohne außerhalb der Sicht zu betreiben“, sagte Joachim Edel von Airlabs Austria. Eine Genehmigung dafür sei heute mit sehr großem Aufwand verbunden. Das wolle man jedoch ändern. Auch schwerere Drohnen dürften demnach schon bald Fluglizenzen in Österreich erhalten. „Es geht darum, um jeden Auftrag weltweit zu kämpfen“, betonte der Wirtschaftskammerpräsident angesichts der wegen Corona prekären Lage der Luftfahrtindustrie.

Fabian Sommavilla, 29.7.2020

https://www.derstandard.at/story/2000119049151/flugtaxis-in-europa-nicht-vor-2025-oesterreich-soll-drohnen-mekka