„Wir müssen nicht die Erde oder das Klima retten, sondern uns“

Eckart von Hirschhausen:

„Wir müssen nicht die Erde oder das Klima retten, sondern uns“

Sie sprechen seit Jahren als Journalist, als Moderator, als Arzt und als Komiker über die Klimakrise. Haben Sie eine Erklärung, warum es so schwer ist, vom Reden ins Handeln zu kommen?

Eckart von Hirschhausen: Ich habe eine Metapher, die ich häufiger verwende: Unser Verhalten in der Klimakrise ist ein bisschen so wie nachts wach werden mit voller Blase. Du weißt genau, was du jetzt tun musst. Du weißt auch, es wird von allein nicht besser. Aber wir machen die Augen zu, rollen uns hin und her und denken: „Vielleicht geht das Problem doch irgendwie weg.“ Tut es aber nicht. Und ich glaube, 2024 ist wirklich das Jahr, wo wir die Augen geöffnet bekommen. Wir hatten Hurrikans, wir hatten unzählige Hochwasser, Hitzewellen, Waldbrände. Wenn man das beschreiben will, kommt man gar nicht mehr hinterher mit den Superlativen. Wir reden ja zum Beispiel ständig vom „Jahrhunderthochwasser“, aber eigentlich müssten wir von einem „Hochwasserjahrhundert“ sprechen. Denn alle diese Einschätzungen – „Oh, so viel Niederschläge gibt es nur einmal alle 100 Jahre“ – beruhen ja auf der Vergangenheit und nicht auf der Zukunft. Und auch wenn 2024 das heißeste Jahr ist, das jemals von Menschen gemessen wurde, wird es gleichzeitig eines der kühlsten für den Rest unseres Lebens sein. Und das sind unangenehme Wahrheiten.

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„Klimawandel – ist das wirklich so wichtig?“

ChatGPT zu Klimaschutz – Neujahr 2025:

„Klimawandel – ist das wirklich so wichtig?“

Bitte um einen Text für Menschen, denen der Klimawandel bisher gleichgültig ist – mit ernsthaften Argumenten, aber durchaus mit Witz; überzeugend, jedoch nicht belehrend oder verurteilend – in einer Sprache, die auch am Stammtisch gesprochen wird – eingebunden in ihre Lebenswirklichkeit und auch andere Themen berücksichtigend, die den Menschen Sorgen machen.

Stell dir vor, du fährst auf der Autobahn. Alles läuft glatt, der Motor schnurrt, die Straße ist frei. Plötzlich ein Warnlicht im Armaturenbrett: „Motorüberhitzung!“ Was machst du? Ignorierst du’s und denkst: „Ach, so schlimm wird’s schon nicht sein“? Oder fährst du rechts ran und schaust nach? Genau das ist der Klimawandel: ein Warnlicht. Und es leuchtet schon ziemlich lange.

„Warum soll mich das kümmern?“

Na ja, wir reden nicht von irgendeinem abstrakten Thema. Der Klimawandel hat ganz konkrete Folgen – und die betreffen uns alle. Zum Beispiel:

  • Essen und Trinken: Vielleicht ist dir egal, ob in Grönland ein Gletscher schmilzt. Aber was, wenn dein Bier teurer wird, weil die Gerste schlechter wächst?
  • Wohnungen und Häuser: Starkregen und Überschwemmungen – das bedeutet, deine Versicherung wird teurer. Oder du brauchst erst gar keine mehr, weil dir keiner mehr eine gibt.
  • Urlaub: Der Sommer in Kroatien ist so heiß, dass du lieber daheim bleibst – na danke.

Das sind keine Fantasien, das passiert jetzt schon. Frag mal die Winzer in Österreich, die Bauern in Deutschland oder die Leute in Italien, die sich um ihre Olivenbäume sorgen.

„Aber früher gab’s doch auch heiße Sommer …“

Klar, gab’s das. Aber was jetzt passiert, ist nicht normal. Das ist, als ob du sagst: „Mein Opa hat auch geraucht und wurde 90.“ Ja, Glück für ihn – aber der Rest liegt mit Lungenkrebs im Krankenhaus.

Wir heizen die Erde schneller auf, als sie sich abkühlen kann. Das ist wie eine Badewanne, in die das Wasser schneller reinläuft, als es abfließt. Irgendwann läuft sie über. Und dann stehst du da – mit nassen Füßen.

„Und was bringt’s, wenn wir was tun? Die Chinesen sind doch schlimmer!“

Ach, das gute alte „Die anderen machen ja auch nix“-Argument. Stell dir vor, du schmeißt auf einer Party deinen Müll überall hin. Wenn alle anderen das auch machen, sieht’s aus wie Sau. Aber einer muss anfangen, aufzuräumen, oder? Und ganz ehrlich: Wollen wir wirklich von anderen abhängig sein, wenn’s darum geht, was richtig ist? Österreich, Deutschland, Europa – wir können zeigen, wie’s geht.

„Und jetzt? Zurücklehnen oder anpacken?“

Niemand verlangt, dass du dein Leben von heute auf morgen komplett umstellst. Aber kleine Schritte machen einen großen Unterschied: Ein bisschen weniger Fleisch essen, öfter mal das Fahrrad nehmen, das Licht ausmachen, wenn’s nicht gebraucht wird. Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, mitzumachen.

Weil am Ende des Tages geht’s nicht nur um „die Umwelt“ oder „den Planeten“. Es geht um unser Bier, unser Haus, unseren Urlaub – und darum, dass wir unseren Kindern nicht eine kaputte Welt hinterlassen.

Also, wie wär’s? Lieber jetzt ein bisschen was tun, statt später auf den Trümmern zu sitzen und zu sagen: „Hätten wir doch mal …“

Der Motor brummt noch – aber das Warnlicht leuchtet. Wir haben die Wahl: Reparieren oder gegen die Wand fahren. Deine Entscheidung.

Aber natürlich kannst du allein die Welt nicht retten. Daher noch ein Wort zur Politik und warum wir kluge Entscheidungen brauchen – und nicht billige Parolen:

Politische Entscheidungen zum Klimaschutz wirken manchmal unbequem. Höhere Preise für CO₂, strengere Regeln für Industrie und Verkehr, Investitionen in erneuerbare Energien – das kostet erstmal. Aber wer den Ernst der Lage erkannt hat, versteht: Das ist wie eine Versicherung. Es geht nicht um Abzocke, sondern darum, dass wir alle in 10, 20 oder 50 Jahren noch gut leben können.

„Aber das ist alles so teuer!“

Klar, Klimaschutz kostet. Aber nichts tun kostet viel mehr. Die Schäden durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme werden uns Milliarden kosten. Und wer zahlt das? Wir alle. Du, ich, jeder Steuerzahler. Wenn jemand behauptet, wir könnten weitermachen wie bisher, dann verkauft er uns einen Bären. Das ist, als ob du sagst: „Ich spare mir die Bremsen am Auto – die sind mir zu teuer.“ Blöd nur, wenn du dann gegen die Wand fährst.

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Den Klima-Ausreden auf der Spur

VKI-Interview mit Dr. Thomas Brudermann:

Den Klima-Ausreden auf der Spur

 Mit Sachkenntnis und Humor versucht Dr. Thomas Brudermann die psychologischen Fallstricke rund um die Klimakrise zu beschreiben – auch mit Comics und Selbstporträts.

Herr Brudermann, warum klaffen gerade bei Klimathemen unser Selbstbild und unser tatsächliches Handeln so weit auseinander?
Wir wollen uns bei dem, was wir tun, nicht schlecht fühlen. Deshalb ist unsere Selbstwahrnehmung möglichst immer positiv. Gleichzeitig leben wir in Strukturen, die es oft schwierig machen, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Man ist z.B. aufs Auto angewiesen. Oder der Urlaubsflug, der Usus geworden ist. In Folge ergibt sich das Dilemma, dass man prinzipiell umweltfreundlich eingestellt wäre, aber mit den Taten nicht nachkommt. Und dieser Wiederspruch will aufgelöst, das Gewissen beruhigt werden. 

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Start KLIMA-LEHRGANG

KLIMA-LEHRGANG:

Erfolgreicher Start!

Zwei Tage nach der Nationalratswahl begann der vom Club of Rome Carnuntum entwickelte und koordinierte KLIMA-LEHRGANG im RÖMERLAND CARNUNTUM.

Als regionales LEADER-Projekt und gemeinsam mit Energiepark & REV Römerland Carnuntum organisiert, waren mehrere Bürgermeister und Gemeinde-Vertreter*innen, Unternehmer*innen und weitere regionale Akteur*innen von der ersten Stunde an gefesselt, überrascht und begeistert – und zwischenzeitlich schockiert. Klar und mit wissenschaftlich fundierten Fakten wurde der Ernst der Klima-Krise präsentiert – und nach ein paar Schrecksekunden wurden Lösungswege diskutiert.

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Meine Theorie der Transformation

Charly Kleissner

Meine Theorie der Transformation

Geboren am Sonntag, dem 16. Juni 1956 in Schwaz in Tirol, war Charly Kleissner in den 1980er und 1990er Jahren einer der wichtigsten Software-Pioniere im kalifornischen Silicon Valley. Als Leiter eines Teams von 700 Ingenieuren hat er unter anderem Programme für den legendären Apple-Gründer Steve Jobs entwickelt.

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Wie ein Dorfgeld eine Gemeinde vor dem Sterben bewahrt hat

WIENER ZEITUNG:

Wie ein Dorfgeld eine Gemeinde vor dem Sterben bewahrt hat

Ohne Moos nix los: Der Ort Langenegg in Vorarlberg lässt seit knapp 15 Jahren eigenes Geld drucken. Sogar aus Japan kommen Delegationen, um sich das Modell anzusehen.

Tote Hose auf dem Land. Tristesse zwischen den Ortstafeln. Kein Geschäft, kein Café, kein Garnichts. So sieht es halt aus, wenn ein Dorf stirbt. Wenn man Glück hat, gibt’s beim nächsten Kreisverkehr auf der Landstraße ein Konglomerat an Filialen von großen Supermarkt-Ketten. Und vielleicht irgendwo eine Tankstelle als letzten verbliebenen sozialen Treffpunkt.

Ist das der unaufhaltsame Lauf der Dinge? Nein. Das zeigt ein kleines Dorf in Vorarlberg. Das Geheimrezept der Gemeinde Langenegg: eigenes Geld, die Langenegger Talente.

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Unser Fiebertraum vom Wachstum

Gespräch in der Zeitschrift DER PRAGMATICUS mit Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. Martin Grassberger:

Unser Fiebertraum vom Wachstum

Dieses Effizienz- und Wachstumsparadigma ist am Ende, argumentiert der Mediziner Martin Grassberger und schlägt eine Alternative vor.

Der Mediziner Martin Grassberger sagt genau die Dinge, die derzeit kaum jemand hören möchte. Etwa, dass der Kollaps unserer Lebensgrundlagen längst begonnen hat, und dass noch mehr Technik und noch mehr Effizienz die Probleme unserer Zeit nicht lösen. Und das ist nicht einmal schlimm. Er hat nämlich einen anderen Vorschlag: Regeneration.

Was beschäftigt Sie gerade?

Martin Grassberger: Ich habe gerade ein neues Buch fertiggestellt, und mich beschäftigt aktuell die Frage, wie die Inhalte aufgenommen werden.

Um was geht es in dem Buch?

Es heißt Regenerativ und ist ein eher unkonventioneller Versuch, die Ursachen der Metakrise oder Polykrise zu erklären, und auch, wie wir wieder aus diesen verschachtelten Krisen oder, eher, aus der übergeordneten Metakrise herauskommen.

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Vorbild für neue Betriebsgebiete?

Tullnerfeld:

Vorbild für neue Betriebsgebiete?

Keine andere Region in Niederösterreich ist zuletzt so stark gewachsen wie die um den Bahnhof Tullnerfeld. Auch das Interesse von Unternehmen, sich dort anzusiedeln, stieg stark an. Jetzt wird dort ein innovatives Modell für künftige Betriebsgebiete geschaffen.

Neue Betriebsgebiete anzulegen ist in diesen Tagen ein heikles Unterfangen – Stichwort Bodenversiegelung. Dem sollen mit dem Projekt rund um den Bahnhof Tullnerfeld, das von den drei Gemeinden Langenrohr, Judenau-Baumgarten und Michelhausen (alle Bezirk Tulln) betrieben wird, neue Aspekte verliehen werden – allen voran das Sparen von Boden.

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Schlupflöcher im Tierschutz

TALK IM CLUB: NÖN-Bericht von Brigitta Trsek:

Früherer Brucker Amtstierarzt verurteilt Schlupflöcher im Tierschutz

Im ausgebuchten Saal des „Dorfgasthauses am Spitz“ in Höflein verfolgten die Zuhörer einen informativen und zum Nachdenken anregenden Vortrag des langjährigen Amtstierarztes Dr. Rudolf Winkelmayer. Der Vortrag war Teil der Reihe „Talk im Club“ des Club of Rome Carnuntum.

Haben Tiere Gefühle? Bereits eine der ersten Frage des Vortragenden rüttelte an den Zuschauern. Als ehemaliger Amtstierarzt und Inhaber einer Tierarztpraxis sprach Rudolf Winkelmayer aus langjähriger Erfahrung. Er hatte in seiner Laufbahn Einblick in ein breites Spektrum tierischen Lebens.

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Talk im Club: Wohin führt uns Künstliche Intelligenz? 

Talk im Club: Wohin führt uns Künstliche Intelligenz? 

Kürzlich erlebte das Dorfgasthaus am Spitz in Höflein einen besonderen Abend, der alle, die an der Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft interessiert sind, in seinen Bann zog. Der Club of Rome Carnuntum hatte zu einem Vortrag mit dem renommierten Technologietrendforscher Dr. Mario Herger eingeladen, der unter dem provokanten Titel „Wohin führt uns Künstliche Intelligenz?“ stand.

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