Veranstaltungsarchiv

5. Zukunftsrat – online

18. Juni 2020, Zoom Konferenz

5. Zukunftsrat – Vortrag von Mario Herger: Chancen digitaler Technologien für unsere Zukunft

Zu Gast war Mario Herger, Technologietrendforscher und Autor im Silicon Valley, Brückenbilder und Übersetzer zwischen den Innovationskulturen

Innovation durch offene Geisteshaltung: Das Silicon Valley Mindset

Ist es ein bestimmter „Zukunftsblick“? Ist es die Neu-Gier? Ist es der Spaß an Lösungen? Oder ist es ein bestimmtes „Mindset“ – ein offenes Denken, eine offene Geisteshaltung, aus der heraus Neues entsteht? Ist es das Umfeld, ein Klima des Wachstums und der Ko-Kreativität, wodurch die Menschen in neuen Bahnen denken und gemeinsamen Neues entwickeln? Oder anders gefragt: WAS können wir von Silicon Valley lernen? WIE können wir dieses OPEN MINDSET in unserer Region fördern? Sodass daraus Innovationen entstehen, die wirtschaftlichen Erfolg, ökologische Nachhaltigkeit und Lebensqualität im Römerland Carnuntum gedeihen lassen!

Video vom Vortrag zum Nach-Schauen

Die Präsentation vom Vortrag 

PDF zum Vortrag

Dr. Mario Herger kennt beide Welten und beide Mentalitäten: Der Wiener lebt seit 20 Jahren im Silicon Valley. In seinen Büchern, Vorträgen und Workshops gelingt es ihm eindrucksvoll, den Blick zu öffnen und „Aha-Erlebnisse“ zu erzeugen. In seinem neuen Buch, das im Februar 2020 erscheint, setzt er sich mit künstlicher Intelligenz und mit seinen Auswirkungen auf unser „Mensch sein“ auseinander. Spannend, seine Thesen! In einem früheren Buch „Der letzte Führerscheinneuling ist schon geboren“ begründet er, warum heute Geborene keinen Führerschein mehr haben werden. Auch da: Spannend, seine Einblicke in die Realität im Silicon Valley und weit darüber hinaus!

Pinwand zur Veranstaltung

Mehr über Dr. Mario Herger hier: https://dassiliconvalleymindset.com/kontakt/
Moderation: Peter Webhofer, Eva Kleinferchner, blueLAB

Näheres zum Zukunftsrat

6. Zukunftsrat  am 1. Dezember 2020 online

Fragen und Antworten aus bzw. nach dem Vortrag

Frage:
Autonomes Fahren heißt aber, dass das Auto noch immer da ist. Sind Autos nicht outdated technology?

Mario Herger:
Statt privaten Autos wird man Zugang zu Robotaxis in einer Flotte haben, die per App (wie beispielsweise ein Uber) bestellt werden. Damit schafft man es viel weniger als die heutigen 4,5 Millionen Autos in Österreich auf den Straßen zu haben. Statt durchschnittliche 22 Minuten pro Tag, die heute ein pro Tag bewegt wird, kann die gleiche Fahrleistung mit 10% bis 20% der Autozahlen durch Robotaxiflotten abgedeckt werden.

Auch muss man umdenken, dass man dann nicht mehr ein traditionelles Auto mit 5 Sitzen hat, sondern unterschiedliche, vom Einsitzer (Pod) zum Mehrsitzer oder Transportroboter. Damit sind völlig andere Autokonzepte vorstellbar.

 

Frage:
Was ändert das in der Umweltbilanz? Sehr wenig.

Mario Herger:
Es ändert sich viel. Elektroautos sind schon heute in der Gesamtbilanz viel umweltfreundlicher als Verbrenner. Wenn sie dann noch autonom fahren, ist kein Fahrer mehr drin (weniger Gewicht), die Fahrzeuge fahren sanfter (weniger starkes Bremsen und Beschleunigen), sie können als Pod (Einsitzer) gebaut werden und damit leichter werden, und sie brauchen keine passiven Schutzeinrichtungen (wie Airbags, Stahlverstrebungen), die bis zu 120kg in jedem Auto hinzufügen.

 

Frage:
Wird es einen Unterschied zwischen Stadt und Land im Raum Wien-Bratislava geben? 🙂

Mario Herger:
Sowohl für den urbanen als auch ländlichen Raum bieten autonome Autos einen Vorteil. Heute sind viele ländliche Regionen durch ÖPNV nicht oder und unzureichend angeschlossen. Mit der Erwartung, dass Robotaxis sogar 80% bis 90% billiger als herkömmliche Taxis sein werden oder sogar Fahrten gratis anbieten (man denke an das Kino- oder Shoppingcenter, das einem einen Wagen schickt), können auch von individueller und ÖPNV Mobilität ausgeschlossene Personen an mehr sozialem Leben teilnehmen und unabhängiger Leben.

 

 Frage:
Welche Jobs brauchen wir zukünftig in der Region? Schlosser, Elektriker, Mechaniker,….oder??

Mario Herger:
Das, aber auch sicherlich IMMER in Kombination mit digitalen Technologien.

 

Frage:
Was bedeutet das sozial, wenn ich alle Kontakte problemlos vermeiden kann?

Mario Herger:
Ich habe die Wahl. Ich brachte ja das Beispiel von Voyage in San José, die für Pensionisten fahren. Hier ist ein Beitrag dazu: https://derletztefuehrerscheinneuling.com/2018/02/15/voyage-ceo-oliver-cameron-rentner-lieben-selbstfahrende-autos/

Man sieht, autonome Autos und digitale Technologien können die Teilnahme am sozialen Leben verbessern und verstärken.

 

Frage:
Ich wird überall gefilmt – aber ich kann nicht ÖV fahren weils gefährlich ist? What am I missing here?

Mario Herger:
Eine Londoner Freundin, die in Berkeley gewohnt hat und jeden Tag nach San Francisco gependelt ist, hatte die Wahl, mit der U-Bahn (die heißt hier BART) oder Taxi oder Uber zu fahren. Uber X (Sammel-Uber)war doppelt so teuer wie ein Ticket mit BART, aber sie fuhr jeden tag mit Uber, weil es sie von zuhause abholte, sie nicht erst 5 Straßen weiter zur Station in den dunklen Untergrund hin vorbei an Obdachlosen oder sich Belästigungen aussetzen musste, und konnte während der Fahrt im Auto unter Tageslicht an der Erdoberfläche im Sitzen arbeiten und wurde direkt beim Büro abgesetzt.

Das mag vielleicht nicht besonders umweltfreundlich sein, aber wenn die gefühlte Sicherheit höher ist (dazu muss man auch den amerikanischen ÖPNV kennen), dann ist das die bevorzugte Option.

 

Frage:
Wir haben gehört wieviele Testautos in Californien unterwegs sind. Wieviele sind es in USA insgesamt? ca.? Wieviele sind davon Fahrerlos?

Mario Herger:
In Kalifornien sind lauf CA DMV ca. 800 autonome Testautos unterwegs, in den gesamten USA lauf NHTSA um die 1.400. knapp 800 Autos hat dabei die Google-Schwester Waymo auf den Straßen.

Von den Fahrzeugen sind in Phoenix/Chandler in Arizona ca. 2 bis 3 Dutzend komplett fahrerlos unterwegs, in Silicon Valley hat Waymo die Genehmigung für bis zu 50 vollständig fahrerlose Autos, die bei Tag und Nacht und auch bei leichtem Regen fahren dürfen. Hauptsächlich wurden vollständig fahrerlose Waymos aber vor allem in Phoenix gesichtet, im Silicon Valley nur vereinzelt.

 

Frage:
Wie lange kann man mit den Elektroautos in Silicon Valley fahren?

Mario Herger:
Bin mir nicht ganz sicher, wie diese Frage gemeint ist. Reichweite? Teslas kommen jetzt mit einer Ladung bis zu 600+ Kilometer weit. Mein Tesla Model 3 Performance schafft um die 450 Kilometer mit einer Ladung.

 

Frage:
Was bedeutet dieser Technologiewandel für regionale Mikro-ÖV Systeme, also regionale Sammeltaxisysteme, die derzeit auf regionaler Ebene in NÖ vielfach initiiert werden oder schon bestehen.

Mario Herger:
Sammeltaxis werden vermutlich wieder verschwinden, und durch Mikrobusse oder gleich autonome Pods ersetzt werden.

 

Frage:
Was wäre ihrer Ansicht nach ein Focus-Thema für unsere Region um Nutzen aus für die Zukunft zu ziehen?

Mario Herger:
Wenn wir konkret Mobilität betrachten und wie sich diese ändern wird, dann wäre ein Fokus auf die digitale Infrastruktur und die Auswirkungen auf die physische Straßeninfrastruktur wichtig. Digital von Breitbandzugang und Sensoren in Straßen, physisch auch welche heute dem Verkehr gewidmete Infrastruktur nicht mehr gebraucht wird und wieder den Menschen zurück gegeben werden kann. Also keine Parkplätze und Garagen mehr, keine Straßenschilder und Ampeln (ist dann ja alles digital in den Autos verfügbar, die dann auch mehr Flexibilität erlauben würde), Rückbau von mehrspurigen Straßen. Aber auch Servicierung von verschiedensten Mobilitätsformen und neuen Dienstleistungen darum herum. Ladestationen, Reinigung, Unterhaltung im mobilen Gerät etc.

 

Frage:
Wie ist die Einschätzung betreffend switch vom E-Auto zum Wasserstoffauto?

Mario Herger: 
Hier verweise ich einfach auf einen meiner Artikel (ist auch im Buch drin): https://derletztefuehrerscheinneuling.com/2019/01/02/ist-die-brennstoffzelle-ein-totes-pferd/

Frage:
Kupfer? Lithium?

Frage:
Wie ist ihre Einschätzung bezüglich der Batterieproblematik speziell Seltene Erden Ressourcen?

Mario Herger:
Dem habe ich in meinem Buch ein ausführliches Kapitel gewidmet. Ich habe auch eine Linksammlung genau zu diesen immer wieder kommenden Fragen, die viele Mythen aufwärmen. Hier ist mehr: https://derletztefuehrerscheinneuling.com/mythen/

 

Marios Bücher & deren Websites

Corona als Chance: Was nach der Krise anders sein wird
Wenn Affen von Affen lernen: Wie künstliche Intelligenz uns erst richtig zum Menschen macht
Foresight Mindset: Die Kunst und Wissenschaft, seine Zukunft zu designen
Der letzte Führerscheinneuling … ist bereits geboren | The Last Driver’s License Holder Has Already Been Born
Das Silicon-Valley-Mindset: Was wir vom Innovationsweltmeister lernen und mit unseren Stärken verbinden können

…aus dem Chat und Rückmeldungen per Mail

Vielen Dank für die Eindrücke Mario! Für viele von uns ist das glaube ich gar nicht vorstellbar und verursacht ein mulmiges Gefühl im Bauch. Wie lange denkst Du dauert es, bis das in Wien zur Normalität wird?

 

Autonomes Fahren heißt aber, dass das Auto noch immer da ist. Sind Autos nicht outdated technology?

Sehr richtig. Innovativ ist, wenn man in einem Raum leben darf, in dem man 90% mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes erledigen kann. Auto=outo.

Als ersten Zwischenschritt eine Reduktion der Autos um 70% durch autonomes fahren wär ja schon mal cool, oder?

Mein Wunsch: Mein (letztes) Auto verkaufen und in mein Handy eingeben, wohin ich fahren will. Das Handy schickt mir ein selbstfahrendes Taxi und dieses bringt mich zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel. usw. – Also ein Mix aus individuellen und öffentlichen Verkehrsmittel. Fahrrad gehört auch in diesen Verkehrsmittel-Verbund. Liege ich damit ganz daneben?

Das gibt’s schon – sowas wird in Lissabon schon getestet

Ja eh, aber STANDARD!

Eh, aber vorher sollte man es testen, in Lissabon haben´s es testmäßig ausgerollt

Mobility as a Service – es gibt viele Pilotprojekte, auch bei uns. Aber leider noch keine Gesamtstrategie

 

Städte sind ja kein Problem. Sinn macht es erst, wenn es das in Stadt und Land gibt…

Wird es einen Unterschied zwischen Stadt und Land im Raum Wien-Bratislava geben? 🙂

 

Lese-Tipp zur dunklen Seite der Digitalisierung: Shoshana Zuboff: Der Überwachungskapitalismus.

 

Unsere Heurigenwirte freuen sich schon auf die Selbstfahrer 🙂

 

Vielen Dank für die Möglichkeit uns ein bisschen in die Zukunft zu beamen – sehr, sehr interessant, werde das Wissen jedenfalls teilen. Super, dass die Präsentation aufgezeichnet wurde!

Danke für den interessanten Vortrag….

Vielen Dank an Mario und die OrganisatorInnen

Danke für die Organisation – war eine tolle Gelegenheit, einmal „anders“ zu denken!

Großartige und inspirierende Veranstaltung

Gratulation zu Ihrer Veranstaltung, der Vortrag war sehr inspirierend und ihr habt hier eine tolle und findige Community auf die Beine gestellt

Ich war als Gast gestern bei eurem Zukunftsrat mit Mario Herger dabei. Ich habe diese Veranstaltung sehr inspirierend gefunden und habe nebenbei auch den Spirit in der Gruppe gespürt, Gratulation.

 

Weiteres:
Meilensteine am Weg zum Römerland Carnuntum 2040
Näheres zum Zukunftsrat
Näheres zum Forschungsprojekt Römerland Carnuntum 2040

 

Kontakt: zukunftsrat@roemerland-carnuntum.at
Bei Fragen melden Sie sich bitte bei DI Cornelia Fischer, MSc. unter cornelia.fischer@boku.ac.at  oder 0676 965 30 77.